Lilafarbene Illustration der männlichen Mitglieder einer Familie in vier Generationen vor einer Kirche.

Soziale Lage
KMU 6

Icon eines gelben Kreises mit der lilafarbenen Illustration einer Hand, die eine Waage hält.

Alter, Geschlecht oder Bildung: Was prägt die Religiosität in Deutschland?

Wir haben die Frage gestellt: Welchen Einfluss übt die Sozialstruktur in Deutschland auf Religiosität und Kirchenbindung aus? Und Achtung, Spoiler-Alarm: Die Antworten auf diese Frage sind mindestens genauso vielfältig wie die daraus resultierenden Schlussfolgerungen!

Auf einen Blick
Die spannendsten Ergebnisse

  1. Die einst vorhandenen Geschlechterunterschiede in Bezug auf Religiosität und Kirchenbindung haben sich mittlerweile fast vollständig aufgelöst.
     

  2. Religiosität nimmt in Deutschland insgesamt von Generation zu Generation ab. Kirchlich geprägte Religiosität verweilt jedoch seit der 1968er-Generation auf einem stabilen Niveau.
     

  3. Sozial Benachteiligte verlieren zunehmend den Anschluss an die Kirche.
     

  4. Die überwiegende Mehrheit der evangelischen Kirchenmitglieder fühlt sich ihrer Kirche verbunden.

Generationenvergleich

Jesus und seine Jüngeren: Wie unterscheidet sich die Religiosität zwischen den Generationen?

Das Wichtigste

  • Religiosität nimmt in Deutschland von Generation zu Generation ab.

  • In der jüngsten Generation der 14- bis 29-Jährigen liegt sowohl die kirchennahe Religiosität als auch die kirchenferne Religiosität am niedrigsten.

  • Nachdem die kirchennahe Religiosität im Zuge der 1968er-Generation einen starken Einbruch erlitten hat, verweilt sie seitdem auf stabilem Niveau.

Grafik zum Thema Religiosität in der Abfolge der Generationen, unterstützt durch ein illustriertes abstrahiertes Punktdiagramm. Infografik: Religiosität in den Generationen, Datenbasis: KMU 6  Ein Entwicklungsdiagramm zeigt, wie sich verschiedene Formen von Religiosität, gemessen an der Generation der heutige 70-Jährigen und älter, entwickelt haben. Dazu wird unterschieden zwischen kirchlicher Religiosität und nicht-kirchlicher Religiosität. Die Grafik zeigt, dass nicht-kirchliche Religiosität in der Kohorte der heute 45-59jährigen am stärksten verbreitet ist, kirchliche Religiosität unter den 60-69jährigen am wenigsten.

Geschlechterunterschiede

Die frohe Botschaft: Männer und Frauen fühlen sich der Kirche fast gleich stark verbunden

Das Wichtigste

  • Die Geschlechterunterschiede in Bezug zur Religiosität und Kirchenbindung haben sich fast vollständig aufgelöst.

  • Fast 70 Prozent aller Männer und Frauen in der evangelischen Kirche fühlen sich ihrer Kirche zumindest etwas verbunden.

  • Frauen befürworten die Segnung homosexueller Paare deutlich häufiger als Männer. 

  • Frauen möchten ihr kirchliches Engagement stärker als Männer selbst mitgestalten.

Prozentanteil der evangelischen Kirchenmitglieder von 1972 bis heute, die sich zumindest „etwas“ mit ihrer Kirche verbunden fühlen, differenziert nach Geschlecht.

Ökonomische Lage und Bildung

Statussymbol Kirche? So beeinflusst der soziale Status die Religiosität

Das Wichtigste

  • Menschen mit einem hohen sozialen Status sind stärker kirchlich-religiös und fühlen sich der Kirche enger verbunden als Menschen mit einem niedrigen sozialen Status.

  • Personen, die ihre wirtschaftliche Lage als gut einstufen, sind der kirchennahen Religiosität stärker zugeneigt als andere.

  • Gebildete beteiligen sich überdurchschnittlich häufig am kirchlichen Leben.

  • Je höher die Schulbildung ist, desto geringer ist die kirchenferne Religiosität ausgeprägt.

Portrait-Foto von Dr. Volker Jung Volker Jung, Kirchenpräsident, Mitglied im Rat der EKD Evangelische Kirche in Hessen und Nassau.

Kirchlich religiös sind eher Menschen, deren wirtschaftliche und soziale Lage gut ist. Um zukunftsfähig zu sein, muss Kirche aber auch stärker für Menschen da sein, die eine gesellschaftlich schwache Stellung haben oder gar ausgeschlossen werden.

Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der EKD

Soziale Milieus

Zwischen Tradition und Moderne: In welchen Milieus ist Religiosität am stärksten verbreitet?

Das Wichtigste

  • In traditionsorientierten Milieus mit einem gehobenen Lebensstandard ist die kirchennahe Religiosität am weitesten verbreitet.

  • In modernen Milieus mit einem niedrigen Lebensstandard ist die kirchennahe Religiosität am wenigsten verbreitet.

Perspektiven kirchlichen Handelns

In sechs Schritten zu mehr sozialer Vielfalt

1.

Lebensnah begleiten

Religiöse Sozialisation hängt entscheidend davon ab, dass Kirchen den Fokus auf die jeweils jüngste Generation richten. Daneben steht die Herausforderung, Menschen in ihrer religiösen Entwicklung zu begleiten und dabei besonders die biografischen Wendepunkte im Blick zu haben.

2.

Diskriminierende Strukturen abbauen

Kirchliche Strukturen sollten weiter mit dem Ziel umgebaut werden, dass Menschen aller Geschlechter gleichberechtigt an Entscheidungen und Verantwortung teilhaben.

3.

Engagement nutzen

Kirchliche Religiosität ist in den Generationen nach der 68er-Bewegung relativ stabil. Mit diesem Pfund können Kirchen wuchern. An vielen Orten gibt es derzeit Menschen, die – sei es beruflich oder in einem Ehrenamt – für Kirche stehen und an die Menschen sich mit religiösen Anliegen wenden können.

4.

Vielfalt zulassen

Menschen orientieren sich religiös unterschiedlich. Deshalb ist es Aufgabe kirchlich Verantwortlicher, für unterschiedliche Beteiligungsformate und ein breites Angebot religiöser Ausdrucksfähigkeit zu sorgen.

5.

Agiler werden

Kirchliches Leben sollte auch in Zukunft mit rasch voranschreitenden gesellschaftlichen Entwicklungen Schritt halten. Deshalb braucht die Kirche Strukturen, die bewegliche, agile, fluide Formate unterstützen.

6.

Inklusiv handeln

Auch in Zukunft bleibt es wichtig, dass kirchliche Arbeit sich an Menschen orientiert, die gesellschaftlich übersehen und an den Rand gedrängt werden.

Jetzt sind Sie gefragt!

Wie gestaltet sich die Sozialstruktur der Besucher*innen Ihrer Gemeinde? Wie müssten sich kirchliche Angebote verändern, um in Zukunft Menschen aus allen Gesellschaftsschichten zu erreichen? Teilen Sie uns Ihre Gedanken, Ideen und Impulse jetzt per E-Mail an info@ekd.de mit!

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