Deutschland, wie hältst du’s mit der Religion?
Let’s talk about Religion! In der KMU 6 beleuchten über 500 Fragen das Thema Religiosität aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln. Ein Hauptergebnis der Untersuchung ist, dass rund ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland einer regelmäßigen religiösen Praxis nachgeht.
Doch wie wird Religiosität von den Menschen eigentlich im Alltag gelebt? In welchen Lebensphasen spielt Religion eine besondere Rolle? Und welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus ableiten? Die KMU 6 liefert interessante Antworten auf diese und viele weitere Fragen. Lesen Sie selbst!
Auf einen Blick
Die spannendsten Ergebnisse
Kirchliche Religiosität ist für wenige Menschen von großer Bedeutung.
Wer religiös ist, ist dies mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit im Rahmen der Kirche, z. B. in einer Gemeinde.
Religiöse Praktiken sind insgesamt rückläufig.
Die Mehrheit der Bevölkerung stuft sich selbst als nicht religiös ein.
In schwierigen Lebenssituationen und bei der Kindererziehung hat Religion auch für Menschen, die nicht kirchlich-religiös sind, eine praktische Lebensrelevanz.
Selbsteinschätzung zur Religiosität
Die Glaubensfrage: Wie religiös ist die deutsche Bevölkerung?
Das Wichtigste
32 Prozent der Befragten bezeichnen sich als uneingeschränkt nicht religiös.
13 Prozent sagen von sich, dass sie religiös sind.
Es sind nicht unbedingt Krisen, die Menschen dazu bringen, sich intensiver mit Religiosität zu beschäftigen. Fünf Prozent der Befragten geben an, dass sie sich während der Corona-Zeit stärker als zuvor mit religiösen Themen beschäftigt haben.
Zwei Drittel der Kirchenmitglieder teilen kein spezifisch christliches Gottesbild.
Subjektive Selbsteinschätzung zur eigenen (Nicht-)Religiosität
als Antwort auf die Frage „Würden Sie von sich sagen, dass Sie eher religiös oder eher nicht religiös sind?“ auf einer zehnstufigen Skala:
Religiosität im Alltag
Der Praxis-Check: So wird Religiosität in Deutschland gelebt
Das Wichtigste
Zwischen 15 bis 20 Prozent der Befragten gehen einer regelmäßigen religiösen Praxis nach.
Während 47 Prozent nie beten, tun dies 32 Prozent mindestens mehrmals pro Jahr.
64 Prozent lesen nie in der Bibel, zwei Prozent täglich.
Bedeutung von Religion in verschiedenen Lebensbereichen
Außerhalb der Kirche wird Religion von den Menschen kaum wahrgenommen. Bei der Bewältigung schwieriger Lebenssituationen sehen 34 Prozent der Befragten Religion als relevant an. Für 37 Prozent spielt Religion auch bei der Kindererziehung eine Rolle. Bei Themen wie Sexualität, Beruf oder politischer Einstellung hat Religion derzeit für wenige Menschen eine Bedeutung.
Viele Menschen sehen sich nicht als religiöse Menschen. Deshalb gibt es bei vielen auch keine unbefriedigte religiöse Sehnsucht. Umso wichtiger ist es, auf die Lebensfragen zu hören, die Menschen stellen und darüber ins Gespräch zu kommen.
Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der EKD
Perspektiven kirchlichen Handelns
In vier Schritten zu mehr Religiosität
1.
Religion als kulturelles Phänomen betrachten
Religiosität scheint nicht in den Genen zu liegen. Mit ihr kann man umgehen wie mit kulturellen Phänomenen. Sie können sich ausbreiten, trenden, aber auch zurückgehen. Strategisches Handeln kirchlicher Organisationen kann dieses Verstehensmuster aufgreifen, um ein realistisches Bild von den eigenen Chancen, aber auch den Wirkungsgrenzen zu bekommen.
2.
Sich als religiöse Minderheit anerkennen
Die Kirchen sind in eine Minderheitensituation geraten, zahlenmäßig und auch im Hinblick auf kirchliche Religiosität. Es gibt keine empirischen Hinweise darauf, dass sich dies in nächster Zeit noch einmal umkehren wird.
Deshalb wird es zukünftig darum gehen, die Situation als Minderheit nüchtern anzuerkennen und sich darauf zu fokussieren, dass das Evangelium allen Menschen gilt und deswegen gut auffindbar und für jede und jeden zugänglich sein sollte.
3.
Sprache und Haltung verändern
Kein Mensch sollte aufgegeben werden. Da das säkulare Milieu den Zugang zur religiösen Sprache verloren hat, muss die Kirche ihre Ziele und Anliegen neu formulieren.
Weil Religiöses zum Marken- und Identitätskern der Kirche gehört, müssen neue religionshermeneutische Wege gefunden werden, um mit Säkularen in Kontakt zu treten und den Gewinn von Religiosität im Leben deutlich zu machen.
Der unverzichtbare Sprach- und Haltungswechsel wird auch die Kirche grundlegend verändern.
4.
Bedeutung erhalten
In dieser neuen Situation gilt es, die gesellschaftliche Relevanz der Kirche aufzuzeigen, auszubauen und zu stabilisieren, unabhängig von der Mitgliederzahl.
Jetzt sind Sie gefragt!
Welche religiösen Rituale leben Sie, welche Worte, Gedanken und Haltungen sind für Sie unverzichtbar – und vor allem warum? Welche gelungenen Beispiele kennen Sie? Teilen Sie uns Ihre Gedanken, Ideen und Impulse jetzt per E-Mail an info@ekd.de mit!