Deine Reichweite komme: Wie steht es um die gesellschaftliche Reichweite der Kirchen?
Die Kirche spielt in der Wahrnehmung der Gesellschaft weiter eine beachtliche Rolle! Die gesellschaftliche Reichweite kirchlicher Einrichtungen, Projekte und Angebote ist weiterhin groß. Was hingegen sinkt, ist die allgemeine Kirchlichkeit der Bevölkerung. Wie lässt sich diesem Abwärtstrend begegnen?
Welchen Einfluss übt die kirchliche Trägerschaft in Kindergärten auf die Einstellung von Eltern aus? Wie gefragt sind kirchliche Hochzeiten heutzutage noch? Und wie viele Gemeindemitglieder kennen ihre Pfarrperson eigentlich beim Namen? Erkenntnisreiche Antworten auf diese und viele weitere Fragen finden Sie hier!
Auf einen Blick
Die spannendsten Ergebnisse
- Die Kirchen befinden sich im Spannungsfeld zwischen einer großen gesellschaftlichen Reichweite einerseits und abnehmender Kirchlichkeit andererseits.
- Mehr als ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland hatte in den vergangenen 12 Monaten Kontakt zu einer kirchlichen Einrichtung. Im selben Zeitraum hatten 45 Prozent Kontakt zu einer Person, die in der Kirche tätig ist.
- Der Anteil der Kinder, die an kirchlichen Angeboten wie Kinder-, Jugendgruppen und Freizeiten teilnehmen, bleibt generationsübergreifend stabil.
Kontakte zur Kirche
Wo sich Wege kreuzen: In welchem Kontakt stehen die Menschen mit der Kirche?
Das Wichtigste
- 35 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland hatte in den vergangenen 12 Monaten Kontakt zu einer kirchlichen Einrichtung.
- 34 Prozent der Konfessionslosen hatten im Laufe der vergangenen 12 Monate Kontakt mit Personen, die in der Kirche tätig sind. In der Gesamtbevölkerung liegt der Anteil bei 45 Prozent.
- Am häufigsten stehen die Menschen in Kontakt mit Pfarrer*innen sowie Mitarbeitenden der Jugend-, Familien-, Senior*innen- oder Sozialarbeit.
Statistik zur Umfrage: „Hatten Sie in den letzten zwölf Monaten Kontakt zu einer Person, die in der Kirche tätig ist? Falls ja: War unter diesen Kontakten in den letzten zwölf Monaten jemand aus den folgenden Personengruppen?“
Eine Mehrheit von 52 Prozent der Befragten stand in den vergangenen 12 Monaten in Kontakt mit Menschen, die regelmäßig an Gottesdiensten teilnehmen. Im selben Zeitraum hatte mehr als jeder dritte Mensch in Deutschland Kontakt zu einer kirchlichen Einrichtung. Davon beziehen sich 69 Prozent der Kontakte auf die kirchliche Ortsgemeinde, 42 Prozent auf den Besuch eines Kirchengebäudes und 21 Prozent auf die Diakonie oder Caritas. Weitere 16 Prozent der Kontakte entfallen auf kirchliche Kindergärten. Insgesamt 52 Prozent aller Kontakte werden als eher wichtig für den Lebensalltag bewertet. 31 Prozent werden als eher wichtig für den persönlichen Glauben bewertet.
Bekanntheit von Pfarrpersonen
Promifaktor: Wie gut kennen Kirchenmitglieder ihre Pfarrer*innen?
Das Wichtigste
- 76 Prozent der evangelischen Kirchenmitglieder geben an, dass sie die Pfarrperson ihrer Gemeinde namentlich kennen.
- 52 Prozent der evangelischen Kirchenmitglieder haben bereits persönlich mit der Pfarrperson ihrer Gemeinde gesprochen.
- Je intensiver nachbarschaftliche Kontakte sind, desto größer ist auch der Kontakt zur Kirchengemeinde und deren Hauptamtlichen.
Kennen Sie die Pfarrperson oder Seelsorger bzw. Seelsorgerin der Kirchengemeinde, in der Sie wohnen?
84 Prozent der Protestant*innen, die im engen Kontakt mit ihrer Nachbarschaft stehen, kennen die Pfarrperson in ihrer Gemeinde. Demgegenüber sind es bei den Menschen, die keinen Kontakt zu ihrer Nachbarschaft haben, lediglich 32 Prozent.
Bedeutung christlicher Kindergärten
Himmlische Kindergärten: Wie wichtig ist die kirchliche Trägerschaft für Kinder und Eltern?
Das Wichtigste
- 35 Prozent der Bevölkerung in Deutschland haben in ihrer Kindheit einen kirchlichen Kindergarten besucht – hier ist kein Abwärtstrend erkennbar.
- Für 77 Prozent der Eltern hat der regelmäßige Kontakt zu einem kirchlichen Kindergarten nicht zu einer veränderten Einstellung gegenüber der Kirche geführt.
- Bei 12 Prozent der Eltern hat der Kontakt mit einem kirchlichen Kindergarten die Einstellung hin zu einer positiveren Sicht von Kirche und Glaube nach sich gezogen.
Trotz der fortschreitenden Säkularisierung innerhalb der deutschen Gesellschaft ist die soziale Reichweite der Kirchen nach wie vor groß. Die soziale Reichweite der Kirche ist heute höher als ihre religiöse Reichweite. Das äußert sich unter anderem dadurch, dass kirchliche Angebote wie Kindergärten und Jugendgruppen von den Menschen weiterhin wahrgenommen werden. Demnach befindet sich die Kirche in einem Spannungsfeld zwischen einer hohen Reichweite und einer abnehmenden Kirchlichkeit.
Brauchtum im Lebenslauf
Von der Taufe bis zur Beerdigung: So steht es um kirchliche Rituale in Deutschland
Das Wichtigste
- Die Taufbereitschaft liegt in der jüngsten Generation der 14- bis 29-Jährigen bei 71 Prozent. Demgegenüber liegt die Taufbereitschaft in der ältesten Generation der über 60-Jährigen mit 91 Prozent deutlich höher.
- 92 Prozent der ursprünglich evangelischen Kirchenmitglieder sind konfirmiert. Hier ist keine abnehmende Tendenz erkennbar.
- 95 Prozent der katholischen Kirchenmitglieder haben an der Erstkommunion teilgenommen.
- Die Bereitschaft, sich kirchlich trauen zu lassen, ist bei Kirchenmitgliedern allgemein hoch. Am ausgeprägtesten ist sie in der jüngsten befragten Gruppe der 14- bis 29-Jährigen.
Taufbereitschaft nach Konfession und Alter
Kirchliche Heiratsbereitschaft nach Konfession und Alter
80 Prozent der Kirchenmitglieder, die 70 Jahre oder älter sind, wünschen sich eine kirchliche Bestattung. Bei den ostdeutschen Protestant*innen ist der Wunsch nach einer kirchlichen Bestattung am weitesten verbreitet. Demgegenüber wünscht sich in der Gruppe der Konfessionslosen lediglich eine Minderheit von fünf Prozent eine kirchliche Bestattung.
Kirche braucht beides: Menschen vor Ort und die digitale Kommunikation. Gerade Letztere bewahrt Kirche vor einem begrenzten Fokus auf einen kleinen, eng verbundenen Teil ihrer Mitglieder und lässt die Interessen Vieler sichtbar werden.
Dekan Dr. Michael Diener, Mitglied im Rat der EKD
Perspektiven kirchlichen Handelns
In fünf Schritten zu mehr Reichweite
1.
Potenziale nutzen
Die KMU 6 zeigt Bereiche kirchlichen Handelns, die von einer stabilen Reichweite geprägt sind – etwa Konfirmation, Religionsunterricht, Kitas, kirchliche Jugendgruppen. Sie sollten nicht nur unbedingt erhalten bleiben, sondern auch als Plattformen für die Entwicklung zukünftigen kirchlichen Lebens genutzt werden.
2.
Offen für Neues sein
Um den Anschluss an den Wertewandel nicht zu verpassen, sollte kirchliches Handeln den Kontakt zu Milieus suchen, die sich nicht der Traditionswahrung verschrieben haben.
3.
Netzwerke bilden
Kirchen haben eine Vielzahl von Kontaktflächen in die Gesellschaft. Dort können Bindungseffekte erzielt werden.
4.
Ankerbereiche stärken
Trotz sinkender Religiosität bleiben die Kontakte zu Pfarrer*innen stabil. Für jede Strategie der Kirchenentwicklung ist es wichtig, dass Pfarrer*innen mit im Boot sind.
5.
Werbung machen
Es lohnt sich, den gesellschaftlichen Mehrwert der Kirchen herauszustellen und bekannt zu machen.
Jetzt sind Sie gefragt!
Wie steht es in Ihrer Gemeinde um religiöse Rituale? Welchen Kontakt pflegen Sie zu den Mitgliedern Ihrer Kirche? Und wie könnten sich die Kirchen weiterentwickeln, um auch in Zukunft die Breite der Gesellschaft zu erreichen? Teilen Sie uns Ihre Gedanken, Ideen und Impulse jetzt per E-Mail an info@ekd.de mit!