Ehrensache! So engagiert sich Deutschland im Ehrenamt
In der Kirche gilt das Motto: Mitmachen erwünscht! Ehrenamtliches Engagement und kirchliche Partizipation bilden einen wichtigen Grundpfeiler des gemeindlichen Miteinanders. Zugleich wirkt das christliche Engagement aber auch über die Kirchenmauern hinaus und gestaltet die Gesamtgesellschaft aktiv mit.
Doch warum genau engagieren sich Menschen eigentlich in der Kirche? Wie unterscheidet sich die ehrenamtliche Beteiligung zwischen den Konfessionen? Und was können wir daraus konkret lernen? Hier kommen die Antworten!
Auf einen Blick
Die spannendsten Ergebnisse
Ein großer Anteil der deutschen Bevölkerung hat sich bereits über den Gottesdienstbesuch hinaus am kirchlichen Leben beteiligt.
Menschen engagieren sich vor allem deshalb in der Kirche, weil sie Gemeinschaft erleben und für andere Menschen da sein möchten.
Knapp die Hälfte aller katholischen und evangelischen Kirchenmitglieder engagiert sich ehrenamtlich – unter den Konfessionslosen tut dies nur etwa jeder Dritte.
Die Kirchen bilden einen wichtigen Knotenpunkt zur Stärkung der Zivilgesellschaft in Deutschland und tragen damit entscheidend zu mehr ehrenamtlichem Engagement bei.
Wir sind viele! Starkes und vielfältiges Engagement ist Markenzeichen unserer Kirche. Kirche ist Ermöglichungsraum für Engagement und eine wichtige Ressource für eine starke Zivilgesellschaft.
Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der EKD
Beteiligung am kirchlichen Leben
Die gute Nachricht: Voller Einsatz für die Kirche!
Das Wichtigste
Mit einem Anteil von 47 Prozent hat sich fast die Hälfte aller Kirchenmitglieder bereits über den Gottesdienstbesuch hinaus am kirchlichen Leben beteiligt. Weitere 17 Prozent tun dies bis heute.
36 Prozent aller Kirchenmitglieder haben sich bisher noch nicht am kirchlichen Leben beteiligt.
Katholische und evangelische Kirchenmitglieder beteiligen sich etwa im gleichen Ausmaß am kirchlichen Leben. Jedoch haben die Katholik*innen ihr Engagement in der Vergangenheit etwas häufiger eingestellt.
Arten von ehrenamtlichem Engagement im kirchlichen Kontext:
Menschen engagieren sich in der Regel nicht ihr ganzes Leben lang, sondern bringen sich je nach Lebensphase in unterschiedlichem Maße ein. Dabei zeigt sich ein breit gefächertes Spektrum kirchlicher Partizipation: 53 Prozent der Kirchenmitglieder, die sich aktuell am kirchlichen Leben beteiligen, besuchen Konzerte und Kulturveranstaltungen ihrer Kirchengemeinde. Weitere 49 Prozent beteiligen sich an einzelnen kirchlichen Projekten. 43 Prozent nehmen an kirchlichen Gesprächskreisen teil, 36 Prozent wirken aktiv bei der Gestaltung von Gottesdiensten mit und 30 Prozent bringen sich in Musikgruppen wie z.B. Kirchenchören ein.
Gründe für ein Engagement
Wieso, weshalb, darum! Aus diesen Gründen engagieren sich Menschen in der Kirche
Das Wichtigste
91 Prozent aller kirchlich Engagierten bringen sich in ihrer Gemeinde ein, um Gemeinschaft zu erleben und für andere Menschen da zu sein.
Für 76 Prozent der Ehrenamtlichen ist das soziale Miteinander wichtiger als religiöse Fragen.
Für 43 Prozent stehen beim Engagement religiöse Aspekte im Vordergrund.
Gründe für ein aktuelles ehrenamtliches Engagement in der Kirche:
Die gute Nachricht: Eine überwiegende Mehrheit von 85 Prozent aller aktuell in der Kirche Engagierten erlebt den Umgang miteinander in der Kirche als wertschätzend. Auch unter den ehemals Engagierten haben 68 Prozent diese positive Erfahrung gemacht.
Doch warum beenden Menschen ihr Engagement? Etwa die Hälfte der ehemals Aktiven nennt veränderte Lebensumstände als Grund. Ein Viertel begründet den Rückzug mit nachlassendem Interesse und ein weiteres Viertel nennt eine Kombination aus beiden Faktoren. Es lässt sich also zusammenfassen: Die Gründe für die Beendigung des kirchlichen Engagements sind vielfältig, haben aber in der Regel nichts mit negativen Erfahrungen zu tun.
Zum Schluss noch ein weiteres interessantes Ergebnis: Evangelische Kirchenmitglieder aus Ostdeutschland engagieren sich stärker als die aus Westdeutschland. Bei Katholik*innen ist dieser Unterschied überraschenderweise nicht feststellbar.
Anteil der ehrenamtlich Tätigen
Freiwillige vor! Wer engagiert sich ehrenamtlich – und wer nicht?
Das Wichtigste
41 Prozent aller Befragten haben sich in den vergangenen 12 Monaten ehrenamtlich engagiert.
49 Prozent der katholischen und 46 Prozent der evangelischen Kirchenmitglieder engagieren sich auch außerhalb der Kirche.
Unter den Konfessionslosen engagieren sich lediglich 32 Prozent ehrenamtlich.
Die Ergebnisse der KMU 6 machen deutlich: Ob sich ein Mensch ehrenamtlich engagiert, hängt maßgeblich mit seiner kirchlichen Religiosität zusammen. Der beste Beweis dafür: Unter den Kirchlich-Religiösen engagiert sich eine breite Mehrheit von 61 Prozent ehrenamtlich. Demgegenüber liegt der Anteil bei den Religiös-Distanzierten mit 48 Prozent deutlich niedriger. Alternative und Säkulare engagieren sich mit 42 bzw. 33 Prozent mit Abstand am wenigsten.
Ein weiteres interessantes Ergebnis der KMU 6 ist, dass Kirchenmitglieder im Vergleich zu Konfessionslosen anderen Menschen und gesellschaftlichen Institutionen deutlich mehr Vertrauen schenken. Dementsprechend nehmen die Kirchen einen zentralen Stellenwert in der Gesamtgesellschaft ein, indem sie sowohl zu mehr ehrenamtlichem Engagement als auch zu einem gestärkten Vertrauen beitragen. Damit bilden die Kirchen in Deutschland einen relevanten Bestandteil des gesellschaftlichen Sozialkapitals.
Perspektiven kirchlichen Handelns
In vier Schritten zu mehr kirchlicher Partizipation
1.
Kooperationen fördern
Kirchen haben vielfältige Kontaktpunkte und eine hohe Reichweite in die Gesellschaft hinein. Menschen werden sich leichter in der Kirche beteiligen und engagieren, wenn es eine gute Abstimmung und gegenseitige Verstärkung mit anderen gesellschaftlichen Akteuren gibt.
2.
Reichweite ausschöpfen
Dass die soziale Reichweite von Kirchen derzeit höher ist als ihre religiöse Reichweite, sollte wahrgenommen und als Chance erkannt werden.
3.
Mehrwert kommunizieren
Kirchen leisten durch Engagement und Beteiligung einen zentralen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration. Deshalb ist überall deutlich zu machen, dass aus Sicht der Gesellschaft diese Ressource nicht verspielt werden darf.
4.
An Good Practice-Erfahrungen orientieren
Das hohe Engagement von Kirchenmitgliedern in Ostdeutschland kann auch andere ermutigen, unter veränderten Bedingungen kirchliches Leben zu entwickeln.
Jetzt sind Sie gefragt!
Wie hat sich das ehrenamtliche Engagement in Ihrer Kirchengemeinde in den vergangenen Jahren entwickelt? An welchen Stellen kommt die kirchliche Partizipation aktuell zu kurz? Und wie könnte das ehrenamtliche Engagement der Zukunft aussehen? Teilen Sie uns Ihre Gedanken, Ideen und Impulse jetzt per E-Mail an info@ekd.de mit!